Fachgruppe Radioastronomie
Einweihung des Radioteleskops: Ein Nobelpreisträger steht Pate und der Ministerpräsident gibt das Startsignal
Für den Tag der Einweihung des neuen Radioteleskops wurde nicht zufällig der 26. April 2019 gewählt. Es war der 86. Geburtstag des Nobelpreisträgers Arno Penzias.
Arnold Allan Penzias wurde in München geboren und musste als jüdisches Kind 1939 emigrieren. Er wuchs in den USA auf und studierte später an der Columbia University Physik und Astronomie. Er erhielt 1978 zusammen mit Robert Woodrow Wilson den Physik-Nobelpreis für die Entdeckung der kosmischen Mikrowellen-Hintergrundstrahlung.
Arno Penzias zeigte er sich sehr erfreut von den Aktivitäten der vormalige Nürnberger Astronomische Gesellschaft e.V. (heute Astronomische Gesellschaft in der Metropolregion Nürnberg e.V.) und entsprach deren Bitte, das neue Radioteleskop nach ihm benennen zu dürfen, um sowohl seine großen wissenschaftlichen Leistungen zu würdigen als auch an sein persönliches Schicksal zu erinnern.
Am 26. April um 17 Uhr fanden sich zahlreiche Gäste auf dem Sternwartengelände ein, um an der Einweihung und der Namensgebung teilzunehmen. Bei leider regnerischem Wetter bat NAG-Präsident Dr. Dieter Hölzl zunächst in den Vortragssaal und begrüßte die Gäste. Dann sprach der bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder ein Grußwort, in dem er nicht nur seine eigene Begeisterung für Astronomie und Raumfahrt zum Ausdruck brachte, sondern auch das große Engagement der ehrenamtlichen Mitarbeiter auf der Sternwarte würdigte und sich erneut dazu bekannte, dass der Freistaat Bayern künftig Aktivitäten auf dem Gebiet der Raumfahrt fördern werde. Am Container enthüllte der Ministerpräsident zusammen mit dem Nürnberger Bürgermeister Dr. Klemens Gsell und Dr. Hölzl den darauf angebrachten Schriftzug "Arno-Penzias-Radioteleskop". Mit einem symbolischen Knopfdruck nahmen sie das Radioteleskop in Betrieb, für alle daran erkennbar, dass sich die Antenne aus ihrer Parkposition nach Süden bewegte. Schließlich übergab Dr. Hölzl das Radioteleskop offiziell der Stadt Nürnberg und überreichte Bürgermeister Dr. Gsell eine entsprechende Urkunde.
Der Schriftzug "Arno-Penzias-Radioteleskop" wird von NAG-Präsident Dr. Hölzl, Bürgermeister Dr. Gsell und Ministerpräsident Dr. Söder enthüllt (von links). (Bild: Bernward Lauterbach)Im Anschluss fand an der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm ein Festkolloquium statt. Nach der Begrüßung durch den Präsidenten der Hochschule Prof. Dr. Michael Braun stellte Dekan Prof. Dr. Walter Müller die Projekte vor, mit denen Studierende der TH zur Entwicklung des Radioteleskops beigetragen haben. Dann erläuterten Vertreter der beteiligten Organisationen ihre Beiträge zum Gelingen des Projekts: Dr. Hölzl erläuterte die Rolle der vormalige NAG (heute AGN), die sich sowohl um die technischen Aspekte als auch um die Einwerbung der Fördermittel gekümmert hatte, Bürgermeister Dr. Gsell, der auch die Zukunftsstiftung der Sparkasse Nürnberg vertrat, betonte die Wichtigkeit, auch in Dinge zu investieren, die nicht unmittelbar Aufgabe einer Stadtverwaltung sind und sagte zu, den künftigen Erhalt und Betrieb des neuen Radioteleskops zu gewährleisten. Prof. Dr. Niels Oberbeck, Vizepräsident der Hochschule, betonte die Bedeutung solcher „Service Lernen“ - Projekte mit gemeinnützigen Organisationen für die praxisnahe Ausbildung der Studierenden im Rahmen der „Third Mission“ der Hochschule, die – neben Lehre und Forschung – auch in die Gesellschaft hineinwirken soll. Schließlich erläuterte Christian Entsfellner, Vorstandsmitglied des Deutschen Amateur Radio Clubs, warum die Funkamateure die idealen Partner für die Radioastronomie sind: Sie sind mit dem Aufbau großer Antennenanlagen vertraut und darin geübt, schwächste Empfangssignale auszuwerten.
Talkrunde in der TH Nürnberg. Von links: Moderator Pierre Leich, Dr. Gsell, Dr. Hölzl, DARC-Vorstandsmitglied OM Entsfellner, TH-Vizepräsident Prof. Dr.-Ing. Oberbeck. (Bild: Bernward Lauterbach)Im Anschluss hielten vier Mitglieder der Fachgruppe Radioastronomie einen gemeinsamen Fachvortrag über die historische Entwicklung der Radioastronomie und über die technischen Details des Radioteleskops, insbesondere über die Hochfrequenzkomponenten, die digitale Signalverarbeitung mit dem Software-Defined-Radio und die Steuerung von Messungen über das Webinterface. Am Ende stand eine Live-Vorführung des Radioteleskops, bei der das Spektrum der 21-cm-Strahlung des Wasserstoffs aus der Richtung des Sternbilds Cassiopeia demonstriert wurde – trotz bedeckten Himmels und Regen.
Live aus dem Kosmos während des Festkolloquiums: das Spektrum der 21-cm-Wasserstoffstrahlung aus der Richtung des Sternbilds Cassiopeia.Beim anschließenden Stehempfang konnten sich die zahlreichen Gäste über ihre Eindrücke und Gedanken austauschen.
Die Mitglieder der Fachgruppe Radioastronomie, die vier Jahre lang auf diesen Tag hingearbeitet hatten, wollen sich nun aber nicht auf den Lorbeeren ausruhen, denn schon am 11. Mai werden sie im Auftrag der NAA die erste öffentliche Radioastronomie-Führung auf der Sternwarte durchführen, damit der Wunsch von Arno Penzias in seinem Schreiben an die vormalige NAG (heute AGN), das Dr. Hölzl im Rahmen des Festkolloquiums verlas, in Erfüllung geht: "May those who visit and engage with this telescope discover many pleasures of our universe" (sinngemäß: "Mögen alle, die das Radioteleskop besuchen und sich mit Radioastronomie befassen, viele Wunder unseres Universums entdecken").
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